Biografie des Stifters

Dr. Clemens Goldberg – Biografie des Stifters

geb. 1959 in Freiburg i. Br.

  • 1967-1978: Besuch der Freien Waldorfschule Freiburg
  • 1973-1978: Aufnahme in die Begabtenklasse der Staatlichen Musikhochschule Freiburg, Cello-Meisterklasse Prof. Christoph Henkel
  • 1979-1980: Zivildienst
  • 1980-81: Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und Indologie an der Universität Freiburg
  • 1981: Universität Basel
  • 1981-82: Studium in Paris an der Sorbonne und der Ecole Pratique des Hautes Etudes
  • 1982-85: Universität Heidelberg, dort Promotion in Musikwissenschaft bei Prof. Ludwig Finscher
  • 1985-87: Visiting Professor an der State University of New York at Stony Brook mit einem Feodor-Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung
  • 1987-89: Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Paris. Während dieser Zeit weiter als Cellist tätig mit Radioaufnahmen bei France Musique und als Kammermusiker. Veröffentlichung zahlreicher Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Wahrnehmungstheorie, der Musikästhetik, Fragen von musikalischer Analyse, Texttheorie, Raum und Zeit in der Musik. Geschichtlicher Schwerpunkt der Arbeiten ist das 15. Jahrhundert.
  • 1989: Übersiedlung nach Berlin. Seit 1990 Autor von Hörstücken für WDR, ORB und SFB. Tätigkeit als Musikjournalist. Arbeiten für das Fernsehen, Konzertkritiken für Radio Brandenburg (ORB)
  • 1994: Eigene Sendung “Goldberg-Variationen“ auf Radio Brandenburg, später beim SFB (Radio 3, dann RadioKultur).
  • 1990-94: Lehrauftrag für Musikwissenschaft an der Technischen Universität Berlin
  • 1994-96: Gastprofessur (Vertretung des Lehrstuhls Prof. Budde) an der HdK Berlin. Zahlreiche Konzertmoderationen, Vorträge und Teilnahme an wissenschaftlichen Symposien. Konzerte mit dem Barockcello und dem modernen Cello, Gründung des Ensembles Cello da Gamba.

Persönliche Beweggründe für die Stiftung

Die Stationen dieses Lebenslaufes zeugen von zwei Grundbewegungen meines Lebens: Grenzüberschreitung und zugleich Synthese scheinbar verschiedener Gebiete. Musikwissenschaft sollte niemals ohne das Hören und die zumindest innerliche Nachschöpfung der Musik geschehen. Analyse ermöglicht vertieftes Hören, Hören ist integraler Bestandteil von Analyse.

Musik auf der Bühne sollte kein Gottesdienst sein. Der Musiker sollte auch über die Musik nachdenken, sich analytisch mit ihr auskennen. Der Musikkritiker urteilt besser, wenn er das Auftreten am eigenen Leib erfahren hat. Sprachliche Vermittlung sollte keine Selbstbespiegelung sein, sondern musikalische Erfahrung vertiefen.

Intellektueller Anspruch ist im Radio kein Quotenkiller, wenn er mit Leidenschaft und unmittelbarer Ansprache in freier Rede verbunden wird. Bei jedem Tun muss der Beweggrund deutlich werden und die Liebe und Leidenschaft für dieses Tun spürbar werden. Denken in Disziplinen ist dem Denken nicht förderlich. Keine Forschung hat einen “Gegenstand“, Forschen ist ein Erkundungsprozess, eine Vermittlungsprozess und ein Selbsterfahrungsprozess.

Diese Überzeugungen und Erkenntnisse liessen sich leider nie in den verknöcherten etablierten Institutionen verwirklichen. Diese Institutionen verhindern systematisch Kreativität, sie empfinden sie als Bedrohung ihres unreflektierten Daseins. Die Universität mit Hierarchie und ideologischer Kontrolle über Abweichungen, der Konzertbetrieb mit Starkult und Eventhysterie, das öffentlich-rechtliche Radio, das seinen Auftrag zunehmend verrät und sich des eigenen Niveaus schämt, sie alle sind heute kein Ort für Kreativität, Leidenschaft und zeitgemäßem Austausch von Gedanken. Der Staat sieht die Kunst nicht als wesentlichen Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens, die Musik nicht als nachhaltigste Form, die Jugend zu fördern, die Wissenschaft nur als zweckgebundene Zulieferanstalt.

Der Staat hat jedoch seit kurzer Zeit die Gründung von Stiftungen wesentlich erleichtert und gefördert und hiermit der Bürgergesellschaft ermöglicht, die von ihm vernachlässigten und in ihrem Wert verkannten Aufgaben in die eigenen Hände zu nehmen. Ich betrachte daher mein Vermögen nicht als totes Kapital, sondern als Möglichkeit, eine freie Begegnung zwischen Gleichgesinnten zu fördern. Nachhaltigkeit und Intensität sind die Grundqualitäten, die ich mit dieser Stiftung ermöglichen will. Kapital sollte nicht nur dem eigenen Konsum dienen, es öffnet mir und anderen Türen und gemeinsame Räume. Stiftungen sind das Gegenmodell zur Ideologie des blinden, rein quantitativen Wachstums. Schließlich widme ich diese Stiftung den im Dritten Reich getöteten Mitgliedern meiner Familie. Der jüdische Bürgersinn, das Mäzenatentum, der freie Geist und das besondere Verhältnis zu freier Rede und geschriebenem Wort sollten nicht endgültig mit den Ermordeten untergegangen sein. Die Stiftung ist der Versuch einer konstruktiven Auseinandersetzung mit dem gemeinsamen Erbe.